Fast genau noch sechs Monate ist es hin, dann entbrennt in Deutschland wieder einmal das Fußballfieber. Seit der WM 2006 im eigenen Lande erfährt der Lieblingssport der Deutschen noch mehr Zuspruch und Aufmerksamkeit als alle anderen Sportarten. Pünktlich am 10. Juni fällt der Startschuss zum Eröffnungsspiel im Stade de France. Wie üblich ist auch der Gastgeber mit dabei, wenn der Ball das erste Mal durch das französische Nationalstadion rollt. Frankreich gilt unter den Buchmachern nicht zuletzt aufgrund des starken Auftritts gegen die DFB-Elf als Favorit auf den EM-Titel. Doch selbstverständlich machen sich auch Jogi Löw und Co. als Weltmeister berechtigte Hoffnung auf den ersten EM-Triumph nach 1996. Wir zeigen, welche Hürden es bis zum Finale für das deutsche Team zu überwinden gilt.
Das sind die Favoriten der Europameisterschaft
„Ohne Holland fahren wir zu EM“, so ertönte der Gesang in so manchem Stadion, als bekannt wurde, dass unsere orangen Nachbarn aus dem Westen die Qualifikation für die Europameisterschaft nicht geschafft haben. Robben, van Persie, Sneijder – sie alle werden wir bei diesem Turnier nicht bestaunen können. Trotz aller sportlichen Konkurrenz dürfte dies eingefleischte Fußballfans eher traurig stimmen, denn für erstklassigen Fußball sind die Niederlande stets bekannt gewesen.
Doch so muss der Fokus bei dieser EM eben auf andere Teams und Stars gerichtet werden. Für die Fußballstars von morgen ist das europäische Endrundenturnier stets eine Chance, sich in den Fokus der großen Vereine in Europa zu spielen. Und vieles spricht dafür, dass sich die Superstars der Zukunft nicht zwangsweise ausschließlich bei den bereits bekannten Teams finden werden.
Erstmalig treten bei dieser EM nämlich 24 anstatt 16 Mannschaften an. Jeweils der Gruppenerste wie Gruppenzweite qualifiziert sich für das Achtelfinale. Auch die vier besten Gruppendritten erreichen die Runde der besten 16. Auch wenn laut wettfreunde.net Deutschland, Frankreich, Spanien und Belgien zu den Top-Anwärtern auf den begehrten EM-Titel gelten, dürften einige andere Mannschaften für Aufsehen und womöglich die eine oder andere sportliche Überraschung sorgen.
Favoriten der EM nach Quoten (kumulativ)
Deutschland gilt als amtierender Weltmeister nicht überraschend als Top-Favorit. Doch auch Frankreich darf sich allem Anschein nach Hoffnungen auf den ersten großen Triumph bei einem großen Fußballturnier nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1998 machen, die übrigens ebenfalls in Frankreich stattfand. Nach dem schlechten Abschneiden bei der WM in Brasilien dürfte auch Spanien als Titelverteidiger ein Wörtchen bei der Vergabe des Titels mitzureden haben, ebenso wie England, das alle seine Qualifikationsspiele gewonnen hat.
Pflichtaufgabe Gruppenphase – der Weg in die Endrunde
Wie üblich wird auch in Frankreich in Vierergruppen gespielt. Bei der Auslosung der Gruppenphase im Pariser Palais des Congrès, die wie üblich von der UEFA organisiert wurde, war es der ehemalige französische Stürmerstar David Trezeguet, der das deutsche Team als Kopf der Gruppe C zog. Und wieder einmal war das Losglück auf der Seite der Deutschen. Noch vor Beginn der Ziehung in Paris scherzte Team-Manager Oliver Bierhoff, er wünsche sich die Nordiren als Gruppengegner. Den schnellsten Hattrick seiner Karriere habe der ehemalige Nationalstürmer gegen Nordirland erzielt. Und so kam es dann auch. Zusammen mit den Nordiren muss sich das deutsche Team gegen die Ukraine und den bereits bekannten Qualifikationsgegner Polen behaupten.
Die deutschen Gruppengegner in der Übersicht
Polen – der Angstgegner aus der Quali
Der polnische Fußball ist wieder da. In Polen ist man mittlerweile zur Einsicht gelangt, dass man an guten Tagen jede Fußballmannschaft der Welt schlagen könne. Dies hat bereits die Qualifikation gezeigt, als man zu Hause mit einem beeindruckenden 2:0 den deutschen Weltmeister bezwang. In der Qualifikation setzte man sich in einer starken Gruppe D unter anderen gegen Schottland und Irland als Gruppenzweiter durch. Für die Polen um Stürmerstar und Hoffnungsträger Robert Lewandowski ist es seit 1960 die dritte EM-Teilnahme. Aufgrund der letzten Erfolge und einem frei aufspielenden Lewandowski, der 13 Tore in zehn Spielen während der EM-Quali für die „Bialo-Czerwoni“ erzielte, erhoffen sich die Polen bei dieser EM den großen Coup und Deutschland ist vor dem zumindest auf dem Papier stärksten Gruppengegner gewarnt.
Ukraine – EM-Teilnahme als Hoffnungsschimmer
In der Ukraine tobt weiterhin der Krieg. Auch wenn man meinen könnte, im Osten Europas gäbe es derzeit Wichtigeres als ein europäisches Fußballturnier, entfaltet die Europameisterschaft in der Ukraine eine ungeahnte Strahlkraft. Einigkeit wolle man präsentieren. Wo sich derzeit prorussische Separatisten mit dem ukrainischen Militär bekriegen, da stehen West- und Ost-Ukrainer in der ukrainischen Nationalmannschaft Seite an Seite. Aus sportlicher Sicht dürfte es in der Gruppe C allerdings schwer werden. Über die Playoffs gegen Slowenien gelang erst die erfolgreiche Qualifikation. Eine EM-Teilnahme im eigenen Land, bei welcher bereits in der Gruppenphase Schluss war, steht bislang zu Buche. Gegen Deutschland konnten die Schowto-blakytni, die Gelb-Blauen, bislang noch nie gewinnen.
Nordirland – die Überraschungsmannschaft der EM-Qualifikation
Zumindest was die Zahlen anbelangt, dürfte den Nordiren bei der Europameisterschaft in Frankreich nicht allzu viel zuzutrauen sein. Die anderen drei Gruppengegner tun allerdings gut daran, das kleine Land von der Insel nicht zu unterschätzen. Zwar nimmt das Team zum ersten Mal an einer EM-Endrunde teil, bereits in der Gruppenphase bewiesen die Erben von George Best allerdings, dass sie tatsächlich guten Fußball spielen können. Immerhin qualifizierten sich die Nordiren als Gruppenerster – und das ungeschlagen und mit den meisten erzielten Toren. Schlussendlich reichte es dennoch nur für Lostopf 4 in der Auslosung. Vorgerückt ist man in der Weltrangliste aber immerhin schon auf Platz 30. Übrigens haben die Nordiren die Deutschen schon zweimal besiegt, auch wenn dies bereits 31 Jahre her ist. Dennoch könnte Nordirland das Überraschungsteam der Gruppe C werden.
Der deutsche Fahrplan bis zum EM-Start
In sechs Monaten kann noch viel passieren. Wie gewohnt werden vor dem Beginn der Endrunde noch einige Testspiele ausgetragen, von denen bereits jetzt einige fest terminiert sein. Auch die aufgrund der Terrorwarnung ausgefallene Partie gegen die Niederlande soll, wenn möglich, nachgeholt werden.
Zuerst wird die deutsche Nationalmannschaft aber am 26. März den ersten richtigen Härtetest gegen den Dauerrivalen England bestreiten. Bereits drei Tage später reist die DFB-Elf nach München und empfängt dort Angstgegner Italien. Für Jogi Löw und sein Trainerteam dürften diese Spiele besonders interessant und wichtig sein, da es gegen zwei Favoriten der diesjährigen EM geht.
Terminplan der Deutschen Elf bis zur EM
Nach den zwei kurz aufeinanderfolgenden Testspielen soll es in der derzeitigen Planung noch zwei weitere Begegnungen geben. Gegner sowie Termine stehen allerdings noch nicht fest. Vier bis fünf Spiele dürfte die Nationalmannschaft aber auf jeden Fall noch vor der Abreise nach Frankreich bestreiten. Einquartiert wird die Nationalelf übrigens ganz in der Nähe des Genfer Sees in Evian-les-Bains. Wie üblich erfolgt auch vor dieser Endrunde wieder ein Trainingslager, in welchem sich Trainer, Betreuer und Spieler taktisch, physisch und psychisch auf das bevorstehende Turnier vorbereiten.
Ins Trainingslager im schweizerischen Ascona reist man voraussichtlich am 23. Mai. Wer dann bereits mit dabei sein wird, ist noch fraglich. Dies hängt vermutlich auch mit dem internationalen Abschneiden der deutschen Mannschaften zusammen. Neben Borussia Dortmund, Schalke 04 und Bayer Leverkusen in der Europa League sind Nationalspieler auch noch beim VFL Wolfsburg sowie dem FC Bayern München in der Champions League vertreten. Bis Mitte Mai soll und will sich Joachim Löw aber für den endgültigen Kader entschieden haben. Am 31. Mai endet die Nominierungsfrist für die 23 Spieler, die mit zur EM dürfen.