Es war Mitte der 1980er-Jahre, als die ersten spezifischen Internetkennungen zugeteilt wurden. Seither hat fast jedes Land eine eigene Domainendung beziehungsweise eine sogenannte Top-Level-Domain (TLD) erhalten – doch einige TLDs verschwanden auch wieder. Was es beispielsweise mit der Domainendung „.dd“ auf sich hat und was sich hinter „.tv“ oder „.to“ verbirgt, verrät der folgende Einblick in die mitunter kuriose Geschichte der Domainvergabe.
Auch die DDR hatte eine eigene Top-Level-Domain
In der Früh- oder vielmehr der Pionierzeit des Internets sollte in den 1980er-Jahren für jedes Land der ISO-Länderliste eine eigene TLD eingeführt werden: Das war die Geburtsstunde der bis heute bekannten länderspezifischen TLDs, der sogenannten ccTLDs. Das „cc“ steht dabei für „Country Code“. Die Idee hatte der Internet-Vordenker Jon Postel, der an der Universität von Kalifornien tätig war. Natürlich stand in der Zeit des Kalten Krieges auch die DDR noch auf jener ISO-Liste. Per Handshake-Vergabe wurden in dieser politisch angespannten Zeit die Domains vergeben, so wollte denn auch die DDR per Handschlag mit der TLD „.dd“ in die „Root Zone“ aufgenommen werden. Dazu kam es nie, noch bevor die Domain delegiert wurde, kam die Wende. Genutzt wurde „.dd“ daher nur in internen Netzwerken an den Universitäten Jena, Dresden und möglicherweise auch Rostock. Mit dem Wegfall der DDR aus der ISO-Liste verschwand auch die „.dd“-Domain.
Warum „.to“ bei fragwürdigen Diensten so beliebt ist
Auch der kleine Inselstaat Tonga im Südpazifik hat eine eigene länderspezifische TLD, die auf .to endet. Wie dieser Artikel zu den ccTLDs erklärt, läuft das Vergabeverfahren der Registrierungsstelle Tonic, die seit 1997 diese TLD verwaltet, automatisiert und unabhängig vom Wohnsitz des Antragstellers ab. So können die Besitzer einer solchen Domain völlig anonym bleiben, was der „.to“-Endung einen zweifelhaften Ruhm einbrachte: Sie wird gern von Filehosting-Anbietern und teilweise das Urheberrecht verletzenden Plattformen genutzt.
„.tv“ bringt Millionengewinne und „.tk“ ist häufigste TLD
Auch andere Zwergstaaten haben den Markt für ccTLDs für sich entdeckt: Tuvalu, ebenfalls ein Inselstaat im Pazifik, hat beispielsweise die Vermarktung der „.tv“-Domain als Television-Domain für Fernsehsender und Sendungen „rund 50 Millionen US-Dollar“ eingebracht – so der Digitalguide von 1&1. Noch beachtlicher klingen die Zahlen rund um eine der weltweit meistgenutzten Domain-Endungen: „.tk“ für die Pazifikinsel Tokelau. Erstaunlicherweise ist sie noch häufiger als „.de“ oder „.cn“ und verzeichnet ganze 31 Millionen Registrierungen. Das sind „fast doppelt so viele wie China (.cn) und Deutschland (.de) zusammen“, erklärt der Tagesspiegel. Der Grund: Die für die Vergabe zuständige Registrierungsfirma Freenom mit Sitz in den Niederlanden vergibt die Domains kostenlos. Sie finanziert sich dafür durch Werbung, die auf ungenutzten Websites mit entsprechender Domainendung platziert wird. Ein lukratives Geschäft für Tokelau, da Freenom einen Teil der Umsätze an die rund 1.500 Inselbewohner abgibt. Doch auch diese Domain hat mit den Jahren einen schlechten Ruf bekommen: Sie wird häufig für Internetbetrügereien wie Phishing missbraucht.
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